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Auszug aus:

- Der moderne Installateur -

Ein praktisches Handbuch
von

Walter Häntzschel,

Ingenieur in Berlin, Redakteuer des "Metallarbeiter" und der "Deutschen Klempnerzeitung"
Berlin 1903
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IV. Teil

Die Verwendung der flüssigen Kohlenwasserstoffe zu Zwecken der Beleuchtung und Heizung.

A. Petroleum

1. Die moderne Petroleumbeleuchtung


So groß die Verbreitung der Gasbeleuchtung zur Zeit auch ist, so giebt es doch noch viele schöne Orte, an denen keine Gasbeleuchtungsanlagen bestehen, welche die Wohlthat dieser schönen und billigen Beleuchtungsart der Allgemeinheit nicht zu Gute kommen lassen. Ja selbst in den Haushaltungen der großen Städte bildet die Petroleumlampe noch immer einen begehrten Artikel und die zahlreichen Erfindungen, welche darauf hinzielen, die Annehmlichkeiten der Glühlichtbeleuchtung auch auf die gute, alte Petroleumlampe zu übertragen, beweisen, daß ein großes Bedürfnis dafür auf dem Markt vorhanden ist. Wir können deshalb an dieser Stelle auch den Stand der Petroleumbeleuchtung und -Heizung nicht mit Stillschweigen übergehen, um so mehr, da der Installateur an Orten ohne Gasbeleuchtung öfter in der Lage sein wird, die hier besprochenen Apparate einzuführen, sich selbst und seiner Kundschaft zum Nutzen.



An den üblichen Rundbrennerlampen für Petroleum, welche in einer Unzahl Konstruktionen im Handel sind, kommen leider immer noch oft Explosionen vor, durch Unachtsamkeit beim Auslöschen und Anzünden. Die Technik hat nun hierfür sinnreiche Einrichtungen erdacht, die teils die Notwendigkeit des bisher gebräuchlichen Auslöschens und Anzündens ganz umgehen, teils unter vollständiger Gefahrlosigkeit beibehalten.
Zu letzterer Kategorie gehört eine sehr interessante Lampe, die bei uns durch Johann Welz in Markt Oberdorf, Bayern, eingeführt worden ist. Es ist dies die in Fig. 422 und 423 dargestellte verbesserte Hitchcocklampe.
Sie brennt ohne Zilinder, aber auch der Schirm ist nicht direkt nötig, wenn man auf den Schutz der Augen gegen das grelle Licht der frei brennenden Flamme verzichten kann.
Die Vorzüge der Lampe bestehen darin, daß sie keinen Rauch und Geruch entwickelt, daß jede Explosionsgefahr an ihr ausgeschlossen ist, und daß sie offen wie Gas brennt.
Die Hitchcocklampe alten Systems brannte vier Stunden und wurde mechanisch betrieben. Sie wurde schon vor 30 Jahren von Hitchcock in Paris hergestellt und 1868 ihm patentiert. Im Laufe der Jahre hat sie manche Umwandlung erfahren, und ist in ihrem Zustande eine gute Petroleumlampe, welche Sicherheit, Kühle, ein klares, helles Licht von gleicher Beständigkeit und eine Flamme von gleicher Kerzenstärke abgiebt, bis das Öl gänzlich verbraucht ist, während bei anderen Petroleumlampen die Kerzenstärke der Flamme geringer wird, je mehr Öl verbraucht ist.
Die Verzehrung wird durch einen von einem Uhrwerk getriebenen Fächer, der im Fuße der Lampe unsichtbar angebracht ist, befördert. Der Fächer treibt die Luft in die Flamme, und diese giebt dadurch ein klares, weißes Licht ab. Die Lampe brennt gleich gut in einem heißen wie kalten Klima, sie wiedersteht einem plötzlichen Windstoß; das Licht ist beständig, flackert nicht wie Gas und ist demselben an Helligkeit zum Lesen und Nähen gleich. Die Lampe kann durch Umwerfen nicht zerbrochen werden, noch kann das Öl auslaufen und kann infolgedessen auch nicht explodieren.
Der Ölbehälter ist fortwährend von kühler Luft umgeben und wird das Öl dadurch nicht heiß.
Fig. 422 zeigt die äußere Form der Lampe, während Fig. 423 das Uhrwerk darstellt, welches im Fuß der Lampe untergebracht ist.

2. Petroleumglühlicht

Es hat lange gedauert, bis es gelang, einen brauchbaren Brenner für Petroleumglühlicht zu schaffen und unseres Wissens war der Petroleumglühlichtbrenner (Fig. 424 und 425) von J. Spiel, Berlin, der erste brauchbare. Nachdem die Wiener Lampenfirma Dittmar zuerst gezeigt hatte, daß der sogenannte Petroleumblaubrenner, zweckmäßig abgeändert, für Incandescenzzwecke nutzbar gemacht werden könne, gab Spiel seine ursprüngliche Konstruktion auf und wandte sich Petroleumglühlampen nach dem Prinzip des Blaubrenners zu. Es glückte ihm auch, eine brauchbare Petroleumglühlampe herauszubringen, die sich von anderen Petroleumglühlampen wesentlich dadurch unterschied, daß sie keine besonders geformten Glühkörper, sondern den gewöhnlichen Auerkörper verwandte.
Die Konstruktion ist nachmals abgeändert worden; in erheblichem Umfange ist die Spielsche Petroleumglühlampe aber wohl kaum zur Einführung gelangt.
Von anderen Brennern unterscheidet sich der vorliegende dadurch, daß die eine Seitenfläche und die obere Stirnfläche des Dochtes zur Erzeugung der Flamme freibleiben, während die dritte Seite in geringem Abstande von dem Dochtrohr derart ohne dichte Anlage verkleidet wird, daß wohl die Entstehung von Petroleumdampf durch die an den anderen Dochtflächen brennende Flamme, nicht aber diejenige einer solchen Flamme selbst möglich ist. Auf diese Weise kann die zur Erhitzung des Glühkörpers notwendige Blauflamme gebildet werden, während bei den bekannten Brennern stets eine Leuchtflamme entsteht, die bekanntlich besonders bei Verwendung von Petroleum als Brennstoff für Glühlichtzwecke vollkommen unbrauchbar ist.
Eine recht gute Lampe dieser Art ist noch die Altmannsche Petroleum-Glühlichtlampe (Während des Erscheinens dieses Werkes ist eine neue "Altmann-Lampe" auf den Markt gekommen, die den auf sie gestellten Erwartungen vollständig entspricht).
Bei den Petroleum-Glühlichtlampen, die mit Docht arbeiten, wird die entleuchtete Flamme in der Weise erzeugt, daß sich die zunächst leuchtende Petroleumflamme vermittelst eines sehr langen Zilinders einen starken Luftzug selbst erzeugt, welcher der Flamme die zur Entleuchtung erforderliche Luft zuführt.
Da man aber mit der Höhe des Zilinders nicht über eine bestimmte Grenze hinausgehen kann, so stehen zur Erzielung des Dampfluftgemisches auch nur geringe Druckdifferenzen zur Verfügung, so daß schon bei recht geringfügigen äußeren Anlässen die entleuchtete Flamme in den Zustand des Leuchtens wieder zurückkehrt. Auch sonst zeigen sämtliche Petroleum-Glühlampen, die mit Docht arbeiten, ausnahmslos die Neigung, wenigstens mit partiell leuchtender Flamme zu brennen und dabei auf den Glühkörper Ruß abzusetzen. Diese Mängel der Petroleum-Glühlichtlampe, die im Prinzip derselben berufen, die also auch nicht ohne Anwendung äußerer Hilfsmittel zu beiseitigen sind, sind es auch, welche die allgemeinere Einführung der Petroleum-Glühlampe verhindern, denn es nimmt niemand gern mit einer Lampe den Zwang mit in Kauf, dieselbe unausgesetzt zu beobachten, und immer wieder von neuem zu regulieren.



Bei der Altmannlampe, die nunmehr, nachdem die Arbeit von Jahren auf sie verwandt worden ist, in tadelloser Weise funktioniert, ist dieser Kardinalfehler der Dochtlampen von Grund aus beseitigt, denn die Altmannlampe brennt ohne Docht, und sie erzeugt sich selbst die erforderlichen hohen Drucke, um dauernd eine entleuchtete Flamme zu liefern.
Dieser Effekt wird durch die Vergasung des Petroleums unter Druck erzielt. Dazu besteht die Lampe, wie Fig. 426 zeigt, aus zwei getrennten Gefäßen W und P, von denen das erstere mit Wasser, das letztere mit Petroleum gefüllt ist. Mit diesen Bassins stehen zwei Rohre a und b, welche die in der Skizze angedeutete Gestalt haben, in Verbindung. Unter, bezw. zwischen diesen Rohren ist ein kleiner, mit Zilinder versehener Kosmosbrenner K angeordnet, der das in den Röhren befindliche Wasser, bezw. das Petroleum verdampft. Durch zweckmäßige Dimensionierung der Metallteile der beiden Vergasungsrohre ist dafür Sorge getragen, daß zunächst das Wasser zur Verdampfung kommt. Da die beiden Vergasungsrohre durch die Kammer R mit einander in Verbindung stehen, so steht das Petroleum in seinem Vergasungsrohre unter einem beträchtlichen Drucke, der dessen Siedepunkt erhöht. Erst nachdem sich Wasserdämpfe entwickelt haben, entstehen auch Petroleumdämpfe, und diese beiden Dämpfe mischen sich in der bereits erwähnten Mischkammer R, die durch ein Sieb unterteilt ist, und gelangen von hier aus zu der Düse eines gewöhnlichen Auerbrenners. Die ganze Einrichtung bewirkt, daß das Petroleum außerordentlich gleichmäßig verdampft und daß die Entstehung bezw. die Erhaltung der Bunsenflamme, der allerdings überhitzter Wasserdampf beigemischt ist, nicht von äußeren Zufälligkeiten abhängig ist. Die Blauflamme entsteht in freier Luft, auch ohne Beihilfe eines Zilinders, sie ist außerordentlich stetig und unterscheidet sich kaum von einer entleuchteten Gasflamme.
Die bereits erwähnte Dimensionierung der Metallteile der Vergasungsröhren bewirkt nicht bloß, daß sich zunächst Wasserdampf entwickelt, sondern daß auch nach dem Verlöschen der Vergaserflamme sich Wasserdampf länger als Petroleumdampf entwickelt.



Es kommt auf diese Weise auch wirklich aller Petroleumdampf zur Verbrennung, und weder beim Anzünden, noch beim Auslöschen wird man durch unverbrannte Petroleumdämpfe belästigt.
Die Regulierung der Lampe für eine bestimmte Petroleumsorte geschieht lediglich durch Einstellen der Flamme des Kosmosbrenners, auf die Petroleumsorte selbst aber wird die Lampe durch eine besondere Regulierschraube eingestellt, die das Verhältnis des verdampfenden Wassers zum Petroleum variiert.
Die Lampe, welche allerdings neuerdings fabrikmäßig hergestellt wird, ist also, wie man sieht, bis auf die kleinsten Details durchdacht, und der sorgfältigen Konstruktion entspricht auch der ganz außerordentliche Effekt.
Anwendungsformen derselben zeigen Fig. 427 und 428.
J. Spiel, Berlin, dessen Glühlichtbrenner für Petroleum wir vorstehend erwähnt haben, ist neuerdings dazu übergegangen, Petroleum-Preßgas-Glühlicht zu erzeugen und hat damit ganz schöne Erfolge erzielt.
Das Prinzip der neuen Spielschen Preßgaslampe wird am besten erläutert durch den in Fig. 429 dargestellten Apparat. Derselbe besteht aus einem Petroleumbehälter, welcher zum Gebrauch durch die Füllschraube a zu ¾ seines Raumes gefüllt wird. Sowohl diese als das Ventil b werden alsdann fest geschlossen. Durch die Pumpe d wird der nötige Luftdruck erzeugt und genügen 25 Stöße, um die Lampe einige Stunden brennend zu erhalten. Hierauf wird die Anheizschale c mit Spiritus gefüllt und dieser entzündet.



Das in dem Steigrohr hochgedrückte Petroleum beginnt zu vergasen und wenn man nun das Ventil b ein wenig öffnet, so tritt aus der Düse Gas aus, welches sich entzündet und in den Brennkopf eintritt, wo es unter starker Ansaugung und inniger Mischung mit Außenluft mit schöner, intensiv blau brennender Heizflamme zur höchsten Wärmeentwicklung kommt. Durch das Ventil b hat man es ganz in der Hand, die Flammenstärke zu regulieren, und haben wir uns im Betrieb von der Handlichkeit dieses Petroleum-Kochapparates überzeugt. Es riecht und rußt nicht und bringt 1 Liter Wasser in zwei Minuten zum Kochen. Für zweiflammige Kocher werden besondere Gestelle aus Gußeisen geliefert.
Fig. 429 zeigt einen Apparat, wie er von Spiel schon mehrfach zu photographischen Zwecken, für Skioptokons und Kinematographen geliefert worden ist. Diese Lampe kommt der elektrischen Bogenlampe in der Lichtstärke ziemlich nahe und liefert ein Licht von 300 bis 500 Hefnereinheiten. Ihr Konsum beträgt 2 ½ Pfg. pro Stunde. Mit etwas größerem Bassin versehen dient die Lampe zur Beleuchtung von Restaurants, Ladenlokalen etc. und ist in Orten ohne Gasbeleuchtung schon gut eingeführt. Für Außenbeleuchtung, Säle und Straßen kommt das System Fig. 430 und 431 in Anwendung, bei welchem die Brenner von dem Petroleumbassin getrennt und mit ihm durch Leitungsröhren verbunden sind.



Wie Fig. 430-434 zeigen, ist hier ein wesentlich größerer Behälter für Petroleum vorgesehen, in den eine kräftige Luftpumpe für den Handbetrieb eingebaut ist. Ein Höhenstandsglas läßt immer die im Bassin vorrätige Petroleummenge erkennen und kann der Druck eventuell auch durch Kohlensäure selbstthätig erzeugt und in kontinuierlicher Höhe erhalten werden.
Ein ähnliches Prinzip vertritt das Washingtonlicht, benannt nach dem Erfinder Georges Washington in New York. (Fig. 435)
Mit gewöhnlichem Petroleum, einerlei ob amerikanischen oder russischen Ursprungs, wird eine Lichtmenge erzeugt, welche bisher nur durch die elektrische Bogenlampe zu erzielen war. Dabei sind die Betriebskosten gegenüber denjenigen der übrigen Beleuchtungsarten billig und betragen z.B. nur 1/7 des elektrischen Bogenlichts, 1/30 des elektrischen Glühlichts, 1/5 des Gasglühlichts, und ungefähr 1/8 der gewöhnlichen Petroleumbeleuchtung.



Ein nennenswerter Vorteil dieser neuen Beleuchtung besteht darin, daß zu derselben keine maschinellen Einrichtungen gehören, und daher die Anlage überall, sowohl in Gebäuden als auch im Freien geschehen kann. Die Erzeugung des Washingtonlichts geschieht wie folgt:
Ein beliebig aufzustellendes, geschweißtes, für 25 bis 30 Lampen ausreichendes Reservoir wird mittelst einer angeschlossenen Handpumpe auf ca. 4 Atm. Druck gebracht und auf diese Weise durch enge, einem elektrischen Leitungsdraht ähnlich sehende Metallröhrchen dem in der Lampe befindlichen Vergaser zugeführt. Nachdem letzterer mit einer kleinen Stichflamme des Anzündeapparates vorgewärmt ist, läßt man durch Öffnen eines Hahnes das unter Druck stehende Petroleum eintreten, welches sofort vergast. Die nun aus einer feinen, mit einer Nadel regulierbaren Düse entströmenden Gase werden, nachdem sie atmosphärische Luft angezogen, von der eigentlichen Lampe aufgenommen und treten dann als ein für die Bunsenflamme präpariertes Gasluftgemisch aus den mit stabilem Glühkörper versehenen Brennern. Die dauernde Vergasung des Petroleums geschieht durch die aus den neben dem Vergaser stehenden Glühkörpern ausstrahlende Hitze.
Es sind bis jetzt zwei Lampen auf den Markt gebracht worden, ein Zwei- und ein Dreibrenner, welche eine Lichtstärke von ca. 500 bezw. 720 Hefnerkerzen haben. Die Lampen sind vollständig gefahrlos. Eine Explosion ist, da in den brennenden Lampen eine Ansammlung weder von Petroleum noch von Gas stattfinden kann, ganz und gar ausgeschlossen.
Das deutsche Reichspatent für das Washingtonlicht ist von der Washingtonlicht-Gesellschaft in Elberfeld erworben worden.
Eine Reihe größerer und kleinerer Fabrik-Etablissements, sowie Vergnügungslokale etc. haben die Washingtonbeleuchtung bereits eingeführt.


Die Petroleumkocher bilden im kleinen Haushalt einen sehr wichtigen Gebrauchsgegenstand. Die bisher im Gebrauch befindlichen Kocher brannten mit leuchtender Flamme und bildeten mit ihrer stark rußenden, übelriechenden Flamme eher einen Schrecken für die Hausfrau als eine Freude. Seitdem aber auch für Kochapparate die Blauflamme zur Anwendung gebracht worden ist, ist auch der Petroleumkocher wesentlich besser, leistungsfähiger und vor allen Dingen reinlicher im Gebrauch. Hier einige Beispiele von den vielen bestehenden Konstruktionen.
Die Petroleumkocher ohne Docht beherrschen heute den Markt. Sie verdankt dies namentlich ihrer außerordentlichen Leistungsfähigkeit, worin sie die alten Petroleumdochtkocher um das drei- bis vierfache, ja selbst die neuesten Kocher mit Dochtvergasung, teilweise blau brennend, noch um das Doppelte übertreffen. Der Petroleumverbrauch ist dabei wesentlich verringert.
Es ergab sich unter ganz gleichen Versuchsbedingungen, daß, um einen Liter Wasser von 15° C. zum Kochen zu bringen ...
  • ein Petroleumdochtkocher alter Konstruktion bei 35 g Petroleumverbrauch 18 Minuten ...
  • ein Petroleumkocher neuester Konstruktion mit Dochtvergasung, teilweise blau brennend (Berliner Fabrikat), bei 28 g Petroleumverbrauch 9 ½ Minuten ...
  • ein Kocher Juwel III bei 18 g Petroleumverbrauch 4 ¾ Minuten ...
... bedarf.

Der schlimmste Feind der Petroleumgaskocher ist jedoch das Petroleum selbst, und zwar deshalb, weil es beim Vergasen ziemlich viel Rückstand in Form von Kohle, Graphit, hinterlässt, wodurch die Verdampfer in kurzer Zeit verstopft werden. Ein verstopfter Vergaser lohnt jedoch die Mühe des Reinigens nicht und muß daher fortgeworfen werden; durch die sich wiederholende Erneuerung der Vergaser aber wird der Minderverbrauch an Petroleum wieder aufgehoben. Da nun bei den Petroleumgaskochern mit dieser unangenehmen Eigentümlichkeit des Petroleums gerechnet werden muß, so konnte es sich nur darum handeln, den Vergaser so einfach und billig wie möglich herzustellen um denselben nach erfolgter Ablagerung der Rückstände aus dem Petroleum mit leichter Mühe entfernen und durch einen neuen ersetzen zu können.
Die Erreichung dieses richtigen und wichtigen Zieles ist durch Barthels Kocher "Juwel III", Fig. 436, gelungen, welcher das Endprodukt einer sechsjährigen Versuchsreihe zum Studium der Petroleumvergasung bildet. Es ist bei ihm nur die Patronenhülse nach erfolgter Kohleablagerung zu erneuern, was jeder Laie ohne Schwierigkeiten ausführen kann. Alle anderen Teile des Kochers unterliegen nur der natürlichen Abnutzung. Eine Patronenhülse reicht bei Verwendung von gutem Petroleum für 200 bis 300 Brennstunden.
Da auch das Düsenröhrchen (Dampfröhrchen) bei dieser neuen Konstruktion in Wegfall gekommen ist, eine Quelle vielen Verdrusses, so dürfte der Kocher infolge seiner Vorzüge berufen sein, unter den Petroleum-Gaskochern einen hervorragenden Platz einzunehmen.
Die Firma Gustav Barthel, Dresden, hat uns einen Kocher zur Prüfung eingeschickt und die mit ihm angestellten Versuche haben ergeben, daß zur Erhitzung eines Liters Wasser von 8° C. bis zur Siedehitze im Durchschnitt 19,5 g Petroleum in fünf Minuten verbraucht wurden.
Konstruktion und Benutzung des Kochers ist aus Fig. 436 wie folgt ersichtlich.
Zwischen drei schöngeformten, einfachen Tragstützen sitzt unten der Petroleumkessel, auf dessen Mitte sich das Düsenrohr 7 aufsetzt, das unten eine Schüssel 3 trägt, die zur Aufnahme des Anwärmspiritus dient. Am Ende des Düsenrohres befindet sich eine ganz feine Dampföffnung, über welcher der Brennerkopf steht. Auf die nach innen krumm gebogenen Tragstützen legt sich der Kochring, auf den der Topf zu stehen kommt. An dem Petroleumbassin sehen wir links die Tüllschraube 1 und in der Mitte ihrer Flügelmutter eine kleine Lüftungsschraube 2, die zur Regulierung der Flamme dient. Weiter unten, im Bild ziemlich in der Mitte des Petroleumkessels, sitzt die Druckpumpe 8, deren Kolben durch den Knopf 4 bethätigt wird. Man füllt zunächst den Behälter mit Petroleum, füllt die Anwärmeschale 3 mit Spiritus, entzündet ihn und bethätigt einige Male kräftig die Pumpe 8, nachdem man erst die Schraube 2 gelöst hat. In kurzer Zeit beginnt die Vergasung des aufgepumpten Petroleums, und eine schöne intensive Heizflamme entwickelt sich am Brennerkopfe, die rußfrei, mit großer Hitze und ohne den üblichen penetranten Geruch der Petroleumkocher brennt.



Eine andere Konstruktion zeigt der Petroleumkocher "Welt", der Firma Schuster & Baer in Berlin. Er wird wie eine gewöhnliche Petroleumlampe behandelt. Er brennt ohne Schornstein mit offenem Petroleumdocht und sehr heißer, blauer Flamme (Bunsenflamme) geruchlos und geräuschlos bei äußerst geringem Petroleumverbrauch. Er erfordert keine aufmerksame Bedienung, weil weder Luftpumpe noch ein Anwärmen mit Spiritus bei ihm erforderlich sind. Eine Explosionsgefahr ist ausgeschlossen, weil das umliegende Wasserbassin das Petroleum stets auf mäßiger Temperatur hält.
Der Apparat besteht aus einem großen geteilten Bassin, welches durch zwei mit entsprechend gekennzeichneten Füllschrauben mit Petroleum und Wasser gefüllt wird. Der Brenner ist ein Rundbrenner und befindet sich in Mitte des Bassins. Am Umfang des Bassins sind drei Tragstützen angeordnet für den Tragring des Kochtopfes. Der Tragring ist aus emailliertem Eisenblech angefertigt und bildet in der Mitte einen den Brenner umschließenden Blechzilinder. Entsprechend dem geteilten Bassin und seiner Füllung mit Wasser und Petroleum sind auch zwei Dochte vorhanden, von denen der des eigentlichen Brenners der Brenndocht ist und in den Petroleumbehälter eingeführt wird, während der wassersaugende Docht das Dampfrohr nach unten abschließt. Betrieb und Wirkung des Brenners sind sehr einfacher Natur. Man entzündet zunächst den äußeren Petroleumdocht und läßt ihn mit kleiner, weißer, nicht blakender Flamme brennen. Die Flamme erhitzt das Dampfrohr und bringt das Wasser in dem Wasserdocht zur Verdampfung. Nach kurzer Zeit entwickelt sich heißer Dampf, der aus feinen Löchern, die in dem Dampfrohr vorgesehen sind, ausströmt und zu der Petroleumflamme tritt. Diese beginnt sich durch die Einwirkung des Dampfes zu teilen und blau zu färben. Sobald dieser Moment eintritt, schraubt man die Flamme sofort soweit hoch, bis sie vollständig blau brennt. Außer einem schwachen summenden Geräusch ähnlich dem Brodeln kochenden Wassers, ist während des Brennens kein Geräusch zu hören, und auch von üblem Petroleumgeruch haben wir nichts gespürt.



Wir hatten Gelegenheit, bei Hugo Kretschmann, Berlin S.W., Lindenstraße 37, dessen Petroleumkocher "Aetna" in Betrieb zu sehen und glauben, daß auch eine Mitteilung über diese wirklich praktischen Apparate wohl am Platze ist.
An dem Aetnakocher, den wir in Fig. 437 und 438 in zwei Konstruktionen abbilden, fällt zunächst seine solide Konstruktion auf, die in ihrer Einfachheit besonders anspricht. Auf dem Ölbassin baut sich der Brenner auf, der aus einem doppelten Gabelrohr besteht, das oben in den Vergaserkopf mündet und unten durch das Spiritusanheizbecken b abgeschlossen wird. Das Füllen des Bassins geschieht durch die Verschraubung c, und die Pumpe d dient dazu, den Druck auf die Flamme je nach Bedarf zu verstärken. Die Apparate geben eine breite, sehr heiße Blauflamme, strahlen wenig Hitze nach außen und bringen das Petroleumgas rauch- und rußlos zur Verbrennung. Fig. 438 zeigt einen Aetnaapparat mit zwei Brennern; die Apparate werden aber für gewerbliche Zwecke auch mit mehr Brennern gebaut und bilden mit zehn Brennern noch immer eine gangbare Marktnummer.


Die Petroleumheizung scheint sich ebenfalls für den Gebrauch zum Erwärmen von Zimmern gut einzuführen - wenigstens sieht man derartige Apparate jetzt häufig in den Auslagen und Magazinen stehen.
Man hatte zuerst in Frankreich Gelegenheit, die Ausnutzung der Petroleum-Blauflamme zu Heiz- und Kochzwecken in Form eines Petroleum-Gasofens kennen zu lernen, wo die Exploiteure eines der auf diesem Gebiete größten und vornehmsten Häuser Frankreichs auf der Weltausstellung für die derzeit bestehenden Artikel die höchste Auszeichnung der Jury, den "Grand-Prix", errungen haben.
Es ist zwar schon vielfach der Versuch gemacht worden, das Petroleum auch der Beheizungstechnik dienstbar zu machen und viele Ofenfabriken haben sich bemüht, hierfür zweckmäßige Apparate zu konstruieren. Es ist ihnen aber nicht gelungen, den Anforderungen, die man an einen guten und verwendbaren Ofen stellen muß, zu entsprechen, weil bei allen diesen Öfen noch immer die leuchtende Flamme in Anwendung kam und somit alle Mängel einer gewöhnlichen Petroleumlampe in noch größerem Maßstabe sich geltend machen mußten. Kein Wunder daher, wenn der vom Ingenieur der französischen Firma konstruierte Ofen und Kochapparat - eine Frucht langjähriger theoretischer Studien auf diesem Gebiete - in Fachkreisen allgemeines Interesse und Aufsehen erregte.



Der nach dem Erfinder benannte Reinholdofen (Fig. 439 und 440) der Firma M. Reinhold & Co., Berlin S., ist von einfachster Konstruktion und funktioniert unter Wegfall jeglichen Rußens und Rauchens geruchlos. Der Verbrauch an Brennstoff ist ein geringer bei bedeutender Wärmeerzeugung bezw. Wärmeausstrahlung, da die ganze, dem Petroleum innewohnende Wärmeenergie durch vollständige Verbrennung ausgenutzt wird. Er besteht, wie aus der nebenstehenden Skizze ersichtlich ist, aus einem Bassin mit zentraler Luftzuführung, an welches sich unmittelbar der eigentliche Brenner anschließt. In das innere, teilweise perforierte Dochtrohr ist ein aus zwei übereinander angeordneten, mittelst Rohr verbundenen und an der Mantelseite perforierten Hohlkörpern bestehender Vergaser eingesetzt, der drei innere Luftzüge bedingt. Auf dem Bassin ruht endlich der zugleich den Schornstein bildende Mantel (ein Zugglas entfällt gänzlich), indem er am Kopfe des Brenners einen schmalen Ringkanal bildet, durch welchen die Außenluft in die Vergasungszone zutritt.
Von den drei inneren Luftzügen bewirkt der aus dem Mantel des unteren Hohlkörpers streichende Luftzug eine innige Mischung mit den sich beim Anzünden des Dochtes bildenden Petroleumdämpfen. Die beiden anderen, durch die perforierte Decke des unteren und den Mantel des oberen Hohlkörpers streichenden Luftströme führen dem eigentlichen Flammenbilde ein Gasluftgemisch zu, welches ebenfalls mit blauer Flamme unter großer Hitzeentwicklung verbrennt. Ein im Innern des Schornsteins angebrachter Schirm sorgt für gleichmäßige Verteilung des Heizeffektes.
Die mit dem Ofen in kurzer Zeit erzielten Temperaturen sind erheblich; die an maßgebenden Stellen angestellten Versuche ergaben:

50 cbm Raum, + 12° C, Anfangstemperatur
+ 8° C, Außentemperatur

nach 5 Min. Temp. + 15° C. = + 3° C. Steigerung
nach 15 Min. Temp. + 18° C. = + 6° C. Steigerung
nach 30 Min. Temp. + 20° C. = + 8° C. Steigerung
nach 60 Min. Temp. + 24° C. = + 12° C. Steigerung

Auch in sanitärer und hygienischer Beziehung erfüllt der Ofen alle an einen Heizapparat zu stellenden Anforderungen in vollem Maße und ergab die Analyse der Abzugsprodukte nach der École des mines, Paris, folgendes Resultat:

Kohlensäure 5,5 Prozent
Kohlenoxyd 0,3 Prozent
Sauerstoff 14,2 Prozent

also bloß den geringen Bruchteil von 0,3 Prozent Kohlenoxyd.
Der Ofen ist transportabel, so daß mit demselben auch mehrere Räume nacheinander beheizt werden können, und bedarf keiner speziellen Installation.
Eine andere Sorte Öfen dieser Art zeigt der "Matador"-Ofen, Fig. 441, von Ehrich und Grätz, Berlin, welcher den Vorteil bietet, sowohl bei Gebrauch von russischem als auch amerikanischem Petroleum gleich gute Resultate zu liefern. Man rühmt ihm nach, daß er einfach in der Behandlung, solider Konstruktion, von garantierter Explosionssicherheit, geruchlos und rußfrei im Brennen und von großer Heizkraft bei geringem Petroleumverbrauch ist, und daß er die Wärme nach den Seiten und nach unten verteilt.



Der Ofen Matador ist in seinem vorderen Teil, welcher zur Aufnahme der Heizlampe dient, kaminartig gebaut. Der Zilinder ist aus Rubinglas und mit verzinntem Draht umsponnen. Im Innern des Ofenmantels ist ein Reflektor angeordnet, der die Flamme in überraschend schöner Weise als Kaminfeuer erscheinen läßt.



B. Spiritus

1. Spiritus-Glühlichtbeleuchtung

Das Spiritus-Glühlicht, dieses jüngste Kind der modernen Beleuchtungstechnik, hat sich aus fast unbrauchbaren Anfängen überraschend schnell entwickelt. Rastlos wurde an der Verbesserung der Apparate zur Erzeugung dieses Lichtes gearbeitet, um den deutschen Markt von dem Petroleummangel zu befreien, und unabhängig zu machen von der Willkür der amerikanischen und russischen Großhändler, die im Bewußtsein der Unentbehrlichkeit ihres Produktes die Preise festsetzten und Jahr für Jahr eine ungeheure Menge deutschen Kapitals dem Inlande entziehen. Andererseits ist auch ein eminentes Interesse der deutschen Landwirtschaft mit der Hebung des Spiritusverbrauches verbunden und die Einführung der Spiritusbeleuchtung in größerem Maßstab würde sicherlich der thatsächlich hart bedrängten landwirtschaftlichen Bevölkerung großen bleibenden Vorteil bringen. So kam es, daß diesem Zweige der Beleuchtungstechnik von Seiten der Regierung ein ganz hervorragendes Interesse von Anfang an gewidmet wurde. Und sogar der deutsche Kaiser ließ in diesem Bestreben, seine vaterländische Industrie zu unterstützen, schon im Jahre 1896 von der Firma F. Schuchhardt, Berlin, in den Schlössern Plön, Rominten, Neues Palais und Sanssouci Spiritus-Glühlicht in großem Umfange einrichten. Das Neue Palais und die Sanssouci-Allee werden mit 220 Stück Spiritus-Schwertlaternen beleuchtet.



Ehe wir aber auf die Besprechung dieses Lampensystems eingehen, ist es nötig, die älteren Typen - die Spiritus-Dochtlampen - zu erwähnen, welche zuerst für Spiritus-Glühlicht in Anwendung kamen.
Man hat drei Arten der Spiritus-Glühlichtlampen zu unterscheiden:

a. Dochtlampen
b. Vergaserlampen
c. eine Kombination aus den Docht- und Vergaserlampen

Am schlechtesten bewährt haben sich die reinen Dochtlampen, weil einerseits der Docht durch die in ihm zurückbleibenden Denaturationsprodukte des Brennspiritus versagt und andererseits treten während des Brennens Druckstauungen im Docht ein, welche den Brennstoff aus dem Docht verdrängen und alsdann durch die auf ihn einwirkende Hitze eine Verkohlung des Dochtes herbeiführt, durch welche seine Saugkraft aufgehoben wird und die Lampe nicht mehr funktioniert.
Man hat diesen Fehler abzustellen versucht und ist das auch z.B. bei dem Aschner-Brenner (Fig. 442) soweit gelungen, daß die Lampe gebrauchsfähig erscheint. Die Aschner-Glühlicht-G. m. b. H., Berlin S., hat uns eine Lampe mit ihrem verbesserten Brenner zur Untersuchung übergeben. Derselbe hat gegen den zuerst auf dem Markt gebrachten Brenner insofern eine Veränderung erfahren, als zum Zweck der reichlichen Luftzuführung der Brennerkorb weitmaschiger gelocht worden ist, und ist ferner in Mitte des Brennerrohres eine durchlochte Brennerkappe eingebaut, welche eine bessere Luftverteilung und Mischung der Spiritusdämpfe mit der Verbrennungsluft an der Brennermündung innerhalb des Glühkörpers herbeiführen soll. Wir haben die Lampe einige Tage hintereinander täglich fünf bis sechs Stunden brennen lassen und können nur konstatieren, daß sie, richtig eingestellt, ohne jede Störung brennt und auch ein befriedigendes Licht giebt. Wie sich der Docht auf die Länge der Zeit gegen die im Spiritus vorhandenen Denaturationsprodukte verhält und wie lange er zu gebrauchen ist, ohne zu verharzen, kann erst festgestellt werden, wenn wir die Versuche längere Zeit fortgesetzt haben. Das Anzünden wird infolge des auf dem Docht sich abscheidenden Wassers etwas erschwert. Sobald man aber den Docht genügend weit herausgeschraubt, ist auch diesem kleinen Nachteil schnell zu begegnen.



Bei den Vergaserlampen sah man, infolge der mit dem Docht verbundenen Schwierigkeiten, davon ab, überhaupt Dochte zu verwenden, und ist dieses Prinzip in den Lampen der Firma F. Schuchhardt & Co., G. m. b. H., Berlin SO., in vollkommenster Weise ausgestaltet. Die Firma ist davon abgegangen, einen Saugdocht zu benutzen und umgeht ihn durch eine zweckmäßig eingerichtete Vergasung des Spiritus. Nach diesem Prinzip sind die eingangs erwähnten Schwertlampen konstruiert, die man als mustergültig bezeichnen kann, wenigstens ist uns bis heute eine bessere Spiritusglühlichtlampe nicht bekannt geworden.
In dieser Lampe kann Spiritus von 86 Vol.-Proz. gebrannt werden, und erzielt man damit die gleiche brillante Lichtstärke, als das bisher bei der Solanalampe dieser Firma mit Spiritus von mindestens 94 Vol.-Proz. möglich war. Spiritus von so hohen Graden ist aber nicht nur wesentlich teurer, sondern auch schwer im Handel zu erhalten, und dürfte deshalb in der Möglichkeit, geringeren Spiritus mit dem gleichen Lichteffekt für Glühlicht verwenden zu können, ein ganz bedeutender Fortschritt zu finden sein.
Fig. 443 zeigt die äußere Ansicht der Lampe, Fig. 444 einen Durchschnitt derselben zur Erläuterung der Konstruktion und Wirkungsweise der Lampe.



Die Füllung der Lampe geschieht bei geschlossenem Hahn h (Fig. 444) durch u in das Bassin n. Zum Anzünden öffnet man den Doppelhahn h durch Herunterziehen des Ringes o. Hierdurch wird erstens die Verbindung des Bassins durch das Verbindungsrohr k mit dem Vergaser a, zweitens die Füllung des ringförmigen, mit Asbest ausgefüllten Vorwärmers g durch das Ablaufrohr i mit einem bestimmten, zur Einleitung der Vergasung nötigen Quantum Spiritus bewirkt. Dann öffnet man die Verschlußklappe x des Zündtrichters l und entzündet durch Einführen einer brennenden Lunte in den Trichter den im Vorwärmer befindlichen Spiritus. Der in dem Vergaser enthaltene Spiritus wird dadurch zum Sieden erhitzt und der Spiritusdampf tritt nun durch das Rohr d und die Kugel z in den Brenner und entzündet sich oberhalb des Zilinders dem im Vorwärmer noch brennenden Spiritus. Nachdem so die Lampe angezündet ist, wird die weitere Verdampfung des Spiritus durch die Hitze der Leuchtflamme bewirkt. Nach dem Anzünden der Lampe brennt die Flamme zuerst etwas unruhig und mit Geräusch. Dies dauert aber nur ganz kurze Zeit, und die Lampe brennt nachher während der ganzen Brenndauer mit vollkommen ruhiger und geräuschloser Flamme. Der Sicherheitshebel q soll vermöge seiner Stellung die Füllung des Bassins mit Spiritus nur bei geschlossenem Hahn ermöglichen. Im Vergasungsrohr a befindet sich ein mit Asbest gefülltes Rohr aus Drahtgaze. Durch diese Vorrichtung wird ein heftiges Aufwallen des an dem Vergaser siedenden Spiritus verhindert und eine gleichmäßige Dampfentwicklung bewirkt. Der Vergaser hat an dem einen Ende die Verschraubung b, die zum Zweck einer etwa nötig werdenden Reinigung oder Erneuerung der Asbestfüllung entfernt werden kann. Die obere Verschraubung p verbindet den Vergaser a mit dem Brennerrohr d. Die Kugel z enthält ebenfalls eine in Drahtgaze eingehüllte Asbestfüllung, welche die beim Beginn der Vergasung sich zu Flüssigkeit kondensierenden Dämpfe aufnimmt. Infolge der bald eintretenden Erwärmung der Kugel werden diese flüssig gewordenen Anteile wieder allmählich verdampft.
Das Auslöschen der Lampe wird durch Herunterziehen des Ringes z bewirkt. Hierdurch wird der Spirituszufluß zum Vergaser abgesperrt. Die Lampe brennt dann noch kurze Zeit weiter, bis der im Vergasungsrohr noch enthaltene Spiritus verdampft ist.
Prof. Dr. Hayduck hat die Lampe einer wissenschaftlichen Untersuchung unterzogen und folgende Resultate festgestellt:
Lichtstärke im Maximum 82,4, im Minimum 61,7 Hefnerkerzen, im Durchschnitt also 71,3 Hefnerkerzen.
Spiritusverbrauch im Durchschnitt = 138,2 ccm pro Stunde, oder pro 10 Hefnerkerzen und Stunde = 19,6 ccm.
Im Vergleich mit anderen Systemen und bezogen auf die Einheit der Lichtstärke von 10 Hefnerkerzen in 1 Stunde ergiebt:
bei der "Phöbus"-Lampe 27,4 ccm Spiritus von 86 Vol.-Proz.
bei der "Auer"-Lampe 23,4 ccm Spiritus von 86 Vol.-Proz.
bei der "Schwert"-Lampe 19,6 ccm Spiritus von 86 Vol.-Proz.
Die "Schwert"-Lampe übertrifft auch das Gasglühlicht bedeutend an Lichtstärke, doch würde es mit diesem hinsichtlich der Kosten nur bei sehr niedrigen Spirituspreisen konkurrieren können.
Die Lampe eignet sich wegen ihrer bedeutenden Lichtstärke besonders zur Beleuchtung von Sälen und anderen großen Räumen, sowie zur Außenbeleuchtung. Zu derartigen Zwecken findet die Lampe bereits vielfach Verwendung und verdient nicht nur wegen des intensiven und schönen Lichtes, sondern auch wegen anderer Vorzüge die weiteste Verbreitung. Die Vorzüge bestehen, kurz zusammengefaßt, darin, daß zur Erzeugung der bedeutenden Lichtstärke schwacher Spiritus von 86 Vol.-Proz. Verwendung finden kann bei relativ geringem Verbrauch von Brennstoff. Die Handhabung der Lampe ist ebenso einfach und bequem wie bei jeder Gaslampe; wie bei dieser wird beim Anzünden und Auslöschen nur ein Hahn geöffnet und geschlossen. Dabei ist infolge der zweckmäßigen Konstruktion jede Feuersgefahr ausgeschlossen. Als besonderer Vorzug ist noch hervorzuheben, daß bei der "Schwert"-Lampe Dochte nicht zur Anwendung kommen.
Die Lampe wurde auch einer gründlichen Prüfung durch die technische Kommission des XV. deutschen Feuerwehrtages auf ihre Explosionssicherheit unterzogen.
Man wählte dazu eine "Schwert"-Lampe, die schon in der Ausstellung durch ihre große Leuchtkraft aufgefallen war. Die Prüfung bestand darin, daß man versuchte, die "Schwert"-Lampe durch allerhand Komplikationen zur Explosion zu bringen. Die Lampe hat die Probe sehr gut bestanden. Am Schlusse des Versuches wurde die ganze Lampe über und über mit Spiritus begossen und entzündet. Trotzdem nun minutenlang die "Schwert"-Lampe in ein Flammenmeer eingehüllt war, funktionierte sie zur größten Anerkennung aller Anwesenden tadellos weiter und hat abends wieder ihren Dienst bei Beleuchtung des Ausstellungs-Restaurants verrichtet.
Die Schuchhardtsche "Schwert"-Spiritusglühlichtlampe kann also nach dieser forcierten Probe als unbedingt explosionssicher angesehen werden.
Leider ist dieses System für Tischlampen nicht anwendbar, doch ist es dem um die Spiritusglühlichtbeleuchtung hochverdienten Direktor Karl Zehnpfund der Firma F. Schuchhardt & Co. gelungen, auch hierfür ein System zu schaffen, das großen Anklang gefunden hat; es ist dies die Zehnpfundsche Kaiser-Schwert-Spiritus-Glühlichtlampe.
Wie schon gesagt, bildete bei den Spiritusglühlichtlampen das Haupthindernis eines tadellosen Funktionierens der Docht oder die dochtähnliche Packung, welche allgemein zur Zuführung des Spiritus zum Brenner benutzt wurde. Bei der Beschaffenheit, beziehungsweise Unreinheit unseres Brennspiritus mußte man sich sagen, daß durch die Denaturationszusätze und Rückstände die Dochte verharzen müssen und schon hierdurch an Saugkraft verlieren. Es traten aber auch andere Übelstände dabei in Erscheinung, die Dochte verkohlten und die Saugwirkung der Dochte versagte sogar mitunter bei nicht verharzten Dochten. Man fand die Ursache dieser Erscheinung darin, daß der Spiritus durch die Einwirkung des Gasdruckes im Vergaser aus dem Docht heraus und in den Spiritusbehälter zurückgedrückt wurde und ein Verkohlen des Dochtes war dann die direkte Folge.
Herr Zehnpfund hat es nun verstanden, einen neuen Brenner für Spiritusglühlicht zu konstruieren, bei dem er die mit der Schwertlampe gemachten Erfahrungen beachtete und alle die Nachteile umgangen werden, welche die früheren Tischlampenkonstruktionen zeigten.



Durch den Wegfall des Dochtes muß zunächst dafür gesorgt werden, daß der Spiritus dem Brenner in genügender Menge und ohne Druck ruhig und stetig zufließt. Diese erste Frage hat Zehnpfund in eben so einfacher, als origineller Weise gelöst. Wie man aus Fig. 445-448 und aus dem zerlegbaren Modell im Atlas ersieht, haben die Lampen eine ganz andere Gestalt als unsere gewöhnlichen Tischlampen. Das sonst unter dem Brenner sitzende Bassin ist seitlich angeordnet und ihm gegenüber der Brenner (Fig. 445). Bei der doppelarmigen Lampe Fig. 446, die auch drei- und vierarmig ausgeführt werden kann, sitzt der Spiritusbehälter in der Mitte, ebenso bei den Kronen und Hängearmen (Fig. 447) und die Anordnung (Fig. 445) läßt schon äußerlich erkennen, daß Zehnpfund für die Zuführung das System der alten Schiebelampe mit Sturzflasche benutzt, die zur Zeit unserer Großeltern, als Nachfolgerin der Moderateurlampe, die Stuben bescheiden erhellte. Aus Fig. 448 ersehen wir die innere Einrichtung der Lampe wie folgt: In den Behälter a wird die mit Brennspiritus gefüllte Sturzflasche b eingesetzt. Beim Einsetzen schließt der Ventilkegel c das Ventil f ab, so daß kein Spiritus herauslaufen kann. Sobald der am Ventil c befestigte lange Stift, welcher aus dem Behälter b hervorsteht, auf dem Boden der Kapsel a aufstößt, hebt sich der Ventilkegel c und es fließt Spiritus aus b in a, bis zu einer bestimmten Höhe, welche durch die sich verdichtende Luft zwischen dem Spiritus in a und der Sturzfläche b normiert wird. Die Kapsel a ist durch ein Verbindungsrohr d-k mit dem Brenner verbunden und ist zwischen den Rohrenden d und k ein Zweiwegehahn eingeschaltet, der beim Öffnen die doppelte Aufgabe erfüllt, durch seine zwei Abflußwege einerseits dem Brenner, andererseits dem Anheizbecken entsprechende Mengen Spiritus zuzuführen. Die zum Anheizen nötige Menge Spiritus (etwa 3 g) tritt durch den Hahn e in das oberhalb des Hahnes angeordnete, als Scheibe ausgebildete Becken, aus dem er durch das Röhrchen i in das Anheizbecken w fließt. Der volle Strom des Brennspiritus fließt durch den unteren Weg im Hahn e und durch das Rohr k in das im Vergaser befindliche Spiritusbecken r und nimmt in diesem nach dem Gesetz der kommunizierenden Röhren denselben Höhestand ein, den der Spiritus in b hat. Entzündet man nun mit einem Zündholz durch ein seitlich im Zilinderträger angeordnetes Loch x den Anheizspiritus in w, so umspült dessen Flamme den Vergaser und bringt den in r stehenden Spiritus zum Verdampfen. Die Dämpfe bestreichen innen die Wände des Vergasers h, werden durch die Einwirkung der Anheizflamme zu Gas und strömen durch die, zentrisch im Brennerrohr angeordnete Düse g in letzteres ein. Gleichzeitig wird von unten durch o Luft angesaugt, die sich im Brennerrohr mit dem Gaser mischt und dieses Gasluftgemisch wird durch die Anheizflamme von selbst oben beim Austritt am Brennerkopf zur blaubrennenden Bunsenflamme entzündet, die alsbald den über dem Brennerkopf auf dem Halter t aufgehangenen Glühstrumpf u in leuchtendes Glühen versetzt.
Soweit war die Frage gelöst, die Beseitigung des Dochtes zu ermöglichen. Weit schwieriger war aber die Lösung der Frage, wie eine kontinuierliche Verdampfung des Spiritus zu ermöglichen sei, sobald die Anheizflamme erloschen ist. Hierzu bedient sich Zehnpfund der metallischen Wärmerückleitung durch zwei kupferne, starke Segmentplatten S, welche vom Brennerkopf herabreichend bis in das Spiritusbassin r, das Brennrohr umgeben. Die Platten nehmen die Wärme der Bunsenflamme am Brennkopfe auf und erhitzen sich alsbald so stark, daß ihre nach unten geleitete Wärme genügt, den Spiritus in r zu verdampfen. - Wir haben die Lampe eingehend geprüft und können nur sagen, daß mit ihr das Problem überraschend einfach gelöst ist. Man hat bei ihrer Inbetriebsetzung nichts zu thun, als den Hahn e zu öffnen und die Anheizflamme anzustecken und die Lichtstärke ist durch einfaches Drehen des Hahnes e leicht und sicher zu regulieren. Die Lampe brennt sparsam und vollständig geruchlos. Der Lichteffekt ist größer als der des Petroleum- und Gasglühlichtes und, wenn sie auch in Bezug auf Billigkeit mit Gasglühlicht nicht konkurrieren kann, so ist sie doch wesentlich billiger und gefahrloser als Petroleum-Glühlicht. Das Spiritus-Glühlicht wird namentlich für Orte, die keine Gaszentrale haben, zu empfehlen sein und bietet den Besitzern von Villen, Landhäusern, Schlössern, aber auch dem Bürger- und Mittelstand Gelegenheit, sich für billiges Geld die Annehmlichkeiten der Glühlichtbeleuchtung zu verschaffen.
Auch der Kaiser-Schwertbrenner hat noch eine Vereinfachung erfahren durch die letzte Erfindung Zehnpfunds auf diesem Gebiete, die unter der Bezeichnung "Azett-Spiritus-Glühlichtlampe" auf den Markt gekommen ist und diese hat alle Eigenschaften, welche eine Lampe für den Hausgebrauch haben muß. Ihrer Konstruktion ist ebenfalls das Prinzip der Benutzung des hydrostatischen Druckes zu Grunde gelegt, welcher bewirkt, daß der Spiritusdampf unter einer dem Gasdruck äquivalenten Spannung in den Glühkörper hineingepreßt wird, wodurch die Erzielung einer dem Gasglühlicht gleichwertigen Leuchtkraft gewährleistet ist. Die Azettlampe ist mit niedrigprozentigem Brennspiritus von 86 Vol.-Proz. zu beschicken, sie zeichnet sich durch verblüffend einfache Handhabung, herrliches, ruhiges Licht, absolute Gefahrlosigkeit, durch elegante aber doch dauerhafte Ausführung und durch die Regulierbarkeit der Leuchtflamme aus.




Sie ist völlig frei von der lästigen Hitzeausstrahlung der Petroleumlampe und gerade diese Eigenschaft macht sie als Arbeitslampe ganz besonders geeignet, ihr sparsamer Konsum von ca. 1/8 Liter Brennspiritus von 86 Vol.-Proz. in der Brennstunde läßt die Azettlampe auch in wirtschaftlicher Beziehung als empfehlenswert erscheinen. Unsere Fig. 449 und 450 zeigen das Äußere dieser Lampen. Einer unserer ersten Fachleute äußert sich über die bisher im Handel geführten Lampen für Spiritusglühlicht sehr treffend wie folgt:
Das Bestreben, die Annehmlichkeiten des Gasglühlichtes auch auf transportable, von einer zentralen Gasfabrik unabhängige Lampen zu übertragen, hat im letzten Jahrzehnt eine Fülle dahinzielender Erfindungen und konstruktiver Verbesserungen an Lampen für flüssige Brennstoffe, insbesondere an solchen, welche mit Spiritus gespeist werden, gezeitigt.
Ein besonderes Bedürfnis hat sich, nachdem die Verwendbarkeit des Spiritus als Leuchtmaterial sowohl hinsichtlich seiner technischen Eigenschaften, als auch wirtschaftlich in Konkurrenz mit Petroleum in einer mehrjährigen Versuchsperiode unzweifelhaft dargethan ist, besonders für solche Konstruktionen herausgestellt, welche, als Lampenbrenner geformt, auf jedes normale Petroleum-Lampenbassin mit 14'' Gewinde geschraubt werden können, so die Weiterbenutzung des Petroleum-Lampenkörpers auch bei der Wahl von Spiritus als Leuchtmaterial an Stelle von Petroleum gestattend.
Spiritus-Glühlampenbrenner dieser Art, wie solche bisher bekannt geworden sind, kann man in zwei Hauptgruppen teilen:
1. solche, die nach Art der Petroleum-Lampenbrenner mittelst der Kapillarität eines Dochtes den Spiritus aus dem Behälter aufsaugen und direkt an die innerhalb eines darüber gestülpten Glühkörpers brennende Flamme abgeben;
2. solche, welche den mittelst Docht hochgesaugten Spiritus vorerst in Dampfform überführen und erst den Spiritusdampf, entweder mit Luft gemischt oder ohne Luftgemisch, der Flamme im Glühkörper zuführen.
Die erste Hauptgruppe dieser Brenner ist für den Fachmann als minderwertig überhaupt zu verwerfen, weil so konstruierte Brenner nicht im stande sind, ein gleichmäßiges volles und intensives Leuchten der Edelerden im Glühkörper mangels genügender Heizwirkung zu erzielen und weil bekannt ist, daß auf die Dauer eine direkt vom Docht aus brennende Spiritusflamme nicht in der für die Bespülung der Glühkörperwandungen erforderlichen Gleichmäßigkeit zu erhalten ist, trotz ihres besonders hohen Verbrauchs an Brennstoff. Dazu kommt, daß erfahrungsgemäß der Docht an seiner Brennfläche verschlackt und im Ruhezustand der Lampe Wasserteile abscheidet, die das Wiederanzünden des Brenners äußerst schwierig machen. Es ist im Interesse der Sache jedenfalls zu bedauern, daß selbst bekannte, große Firmen sich dazu verstanden haben, die Fabrikation solcher unsachgemäß konstruierten Brenner, die theoretisch wie praktisch geradezu unmöglich sind, aufzunehmen. Es muß durch solches Vorgehen das ungünstige Vorurteil gegen Spiritusglühlicht ja geradezu gezüchtet werden, ein Vorurteil, was in seiner Allgemeinheit entschieden durchaus unberechtigt ist, da sachgemäß durchgeführte Apparate längst die Konkurrenzfähigkeit von Spiritusglühlicht mit den besten modernen Beleuchtungsarten in jeder Hinsicht bewiesen haben. Einen Glühkörper auf eine lau brennende Spiritus-Dochtflamme zu stecken und davon die Erzielung von Glühlicht zu erwarten, ist natürlich ein ebensolcher technischer Unsinn, als wenn jemand einen Auerglühkörper über einen gewöhnlichen Argand- oder Schnittbrenner stecken und dann der staunenden Welt verkünden würde: "Auerlicht ist nicht zu gebrauchen." - Von den von unberufenen Erfindern mißverstandenen und mißhandelten Spiritus-Dampfbrennern wird aber fortgesetzt solch purer Unsinn verlangt und das Publikum genasführt und geschädigt durch sogenannte "Erfindungen", die lediglich als Knalleffekt für Ausstellungen zu gebrauchen sind, sonst aber zu nichts, als zur Herabwürdigung der Industrie in den Augen der Laien.
Die zweite Hauptgruppe der Spiritus-Glühlampenbrenner, die der Vergaser, zergliedert sich in solche, welche
a) die Vergasung innerhalb der Dochtröhren mittelst einer ständig brennenden Hilfsflamme bewirken;
b) solche, welche den Spiritus in den Dochtröhren aufsaugen und die Vergasung, nachdem sie durch eine Vorwärmung eingeleitet ist, dauernd durch Rückwärtsleitung der Metallteile von der Flamme aus bewirken.
Die unter a) bezeichneten Brenner vermeiden zwar für die Hauptflamme die Mängel der Brenner der Kategorie 1, behalten sie aber für die Hilfsflamme bei, erfordern ein zweimaliges Entzünden der Lampe, einmal für die Hilfsflamme und darauf nach eingetretener Dampfentwicklung in der oder den Retorten der Hauptflamme, über dem Lampenzilinder. Da zwischen dem Entzünden der Hilfsflamme und der Dampfentwicklung naturgemäß eine gewisse Zeit liegen muß, sind solche Brenner aus diesem Grunde und wegen der Unzuverlässigkeit der Hilfsflamme, welche auch noch während der Funktion der Lampe nachreguliert werden muß, für die meisten Zwecke nur bedingt, für viele - so z.B. für Straßenlaternen - gar nicht verwendbar.
Hierzu kommt noch als besonders unangenehmer Nachteil, daß die Hilfsflamme durch die unmittelbare, teilweise viel zu scharfe Beheizung der Dochtrohre an den Stellen, wo sie diese bespült, eine übermäßig starke Verdampfung des Spiritus bewirkt, so hier eine Austrocknung der Dochte und damit an diesen Punkten eine Verkohlung derselben und ferner eine Abscheidung trockener Destillationsprodukte aus den verkohlten Pflanzenfasern des Dochtes sowohl, als auch aus dem Spiritus und den Denaturierungsmitteln bewirkt, welche Abscheidungen nun ihrerseits eine Hemmung der Spiritusbeförderung in den Retorten und somit eine Außerbetriebstellung des Brenners, bezw. der Lampe bedingt.
Die unter b) aufgeführten Spiritus-Glühlichtbrenner vermeiden die mit der "Hilfs"-Flamme unvermeidlich verbundenen Mängel zwar und sind teilweise technisch so vollkommen durchgebildet, daß sie ein nur einmaliges Anzünden der "Vor"-Wärmung erfordern, während sich die Hauptflamme durch sinnreiche Hilfsmittel selbstthätig entzündet, doch sind bei allen bekannten Brennern dieser Art die unerlässlichen Vorbereitungen zur Inbetriebsetzung des Brenners umständlich und zeitraubend, die Konstruktion ist kompliziert und teuer und für den Laien unverständlich. Die große Anzahl der für die Funktion in Betracht kommenden, zum Teil minutiös fein gegliederten Teilchen des Brenners geben leicht zu Betriebsstörungen Veranlassung, die dann eine Reparatur erforderlich machen, welche fachmännische Kenntnisse voraussetzt.
Fast allen bisher bekannt gewordenen Spiritus-Verdampferbrennern gemeinschaftlich haftet der Übelstand an, daß die Auswechselung der im Gebrauch etwa unbrauchbar gewordenen Dochte mit Schwierigkeit verknüpft ist und daß ferner die Brenner für die Verwendung von mehr oder weniger hochprozentigem Spiritus vorerst bei der Fabrikation und außerdem während des Betriebes der Lampe periodisch nachreguliert werden müssen. Außerdem bedingt die Konstruktion der meisten Brenner eine unschöne, übergroße Form der Ausführung."
Eine nach den neuesten Erfahrungen konstruierte billige und allen Anforderungen entsprechende Spiritus-Glühlichtlampe ist nun durch die Firma Agotz & Zehnpfund, Berlin S., Brandenburgerstraße 25, auf den Markt gebracht worden, die als tadellos zu bezeichnen ist. Verfasser hat eine solche Lampe seit einigen Wochen im Gebrauch und kann nur seine volle Zufriedenheit damit aussprechen.
Bei diesem Brenner geschieht die Verdampfung durch Rückwärtsleitung aus der Flamme ohne Hilfsflamme und der erzeugte Dampf wird mit Luft gemischt durch einen eigenartig, besonders zweckmäßig ausgebildeten Bunsenbrenner, welcher infolge seiner Anordnung innerhalb der Retorte (nicht, wie sonst üblich, über der Retorte) eine gefällige Gestaltung des Brenners gestattet, in den Brennerkopf geführt.
Die Inbetriebsetzung von diesem neuen Brenner geschieht in denkbar einfachster Art durch einen einzigen Handgriff vor der Einführung des Zündholzes in den Vorwärmer, wobei kein Teil des Brenners oder der Lampe abgenommen zu werden braucht. Auch das Füllen der Lampe geschieht, ohne den Brenner oder einen anderen Teil der Lampe abschrauben zu müssen.
Der Brenner ist nur einmal im Vorwärmer anzuzünden. Die Entzündung der Flamme im Glühkörper geschieht selbstthätig in kürzester Frist, fast momentan, vom Vorwärmer aus.
Das Auslöschen des Brenners geschieht durch einen einzigen Handgriff im Augenblick ohne jedes Nachglühen des Strumpfes.
Dieser neue Brenner erfordert während des Betriebes keinerlei Regulierung. Er brennt stets mit gleichmäßiger voller Flamme und kann mit Spiritus beliebiger Gradstärke von 86 bis 94 Vol.-Proz. Alkoholgehalt gebrannt werden.
Die Stellung des Glühkörpers im Brenner ist derart, daß seine Lichtemission auf seine ganze Länge voll ausgenutzt und nicht durch Teile der Zilindergallerie beeinträchtigt wird. Der Glühkörper steht so, daß auch ein verhältnismäßig großer Brennstoffbehälter unter sich bei Tischlampen fast keinen Schatten wirft. Jeder Glühkörper guter Qualität mit möglichst weit offenem Kopf kann für den Brenner benutzt werden.
Das Einführen bezw. Auswechseln des Saugedochtes ist leicht und bequem und ist von jedem Laien erforderlichenfalls ohne weiteres auszuführen.
Der Grad der Intensität der Beheizung des Dochtes ist so bemessen, daß die Verdampfung zwar in ausgiebiger und vollkommener Weise durch Rückwärtsleitung geschieht, ohne daß aber die Masse des Dochtes angegriffen wird oder verkohlt und ohne daß eine trockene Destillation im Docht bewirkt wird.
Durch geeignete Dimensionierung des unteren Teiles des Dochtrohres ist eine genügende Drosselung der Dochtmassen vorgesehen, so daß bei der berechneten Dampfspannung in der Retorte ein Rückwärtstreiben der Dämpfe ausgeschlossen ist, ohne die Spiritusförderung in den Kapillargefäßen des Dochtes zu behindern.
Bei seiner geringen Größe erfordert der neue Brenner verhältnismäßig wenig Material an Metall und kann deshalb als wahrer "Volks"-Brenner zu einem so billigen Preise geliefert werden, daß seine Anschaffung auch den weniger Begüterten ermöglicht ist.
Zehnpfunds Brenner normaler Größe (28 mm Kopfweite) verbraucht pro Brennstunde nur 80 g Spiritus von 90 Vol.-Proz. Alkoholgehalt und liefert eine Lichtmenge von ca. 50 Hefnerkerzen. Bei einem Preise von 25 Pfg. für einen Liter Spiritus stellt sich also die Einheitskerze, da ein Liter 820 g wiegt, auf 0,049 Pfg. Der Brenner gebraucht effektiv nicht ganz 1/10 Liter Spiritus pro Brennstunde zum Preise von 25 Pfg. Die Brennstunde kostet also bei der großen Lichtstärke von ca. 50 Hefnerkerzen nur 2,5 Pfg. an Leuchtmaterial. Dabei ist die Lampe frei von jeder Ruß-, Blak- oder Geruchsentwicklung und das Licht stetig, von weicher, angenehmer, dem Auge wohlthuender Lichtfarbe. Die Hitzeausstrahlung ist minimal und kommt bei einer Arbeitslampe überhaupt nicht in Betracht, weil man angesichts der großen Lichtfülle des Brenners die Lampe von der Arbeitsstelle ohne Lichtverlust weit entfernt aufstellen kann, so daß der Brenner allen Anforderungen der Hygiene entspricht.
Somit hat der neue Spiritus-Glühlichtbrenner, da er bei sehr geringem Brennstoffverbrauch eine relativ überraschend große Leuchtkraft liefert, nach jeder Richtung das Problem gelöst, einen Brenner zu schaffen, welcher für die deutsche Spiritusindustrie das bedeutet, was die ersten richtig konstruierten Dochtrundbrenner für die ausländische Petroleumindustrie waren, ohne die das Petroleum niemals ein Volksleuchtmaterial für die ganze Welt geworden wäre. Möchten die Spiritusindustriellen den Wert von Zehnpfunds ausgezeichnetem Brenner zum Wohle der deutschen Landwirtschaft richtig würdigen und das ihrige zu seiner Einführung, d.h. durch Lieferung von gutem, billigen Brennspiritus beitragen.

2. Spirituskocher

Auch hierin giebt es eine große Zahl der verschiedensten Systeme. Wir begnügen uns, nur ein Beispiel anzuführen, den Schwert-Spirituskocher der Firma F. Schuchhardt & Co. In Berlin SO. (Fig. 451-453).



Bekanntlich beruhen viele Spiritusbrenner für Kochzwecke auf dem Prinzip, durch eine Anheizflamme den Spiritus zu vergasen und das der angeheizten Düse entströmende Gas zu entzünden, nachdem es sich vorher mit Luft vermischt hat. Hierzu ist aber auch meist ein Docht erforderlich, welcher den Spiritus ansaugt und dem Düsenkopf zuführt. Man machte nun hierbei die unangenehme Erfahrung, daß die Dochte, ebenso wie bei den mit Docht arbeitenden Lampen für Spiritusglühlicht, infolge der Denaturationsrückstände im Spiritus verharzen und sehr bald an ihrer Saugkraft verlieren. Aus dem gleichen Grunde verstopfen sich aber auch sehr bald die Düsenöffnungen und da, wo die Düsenköpfe aus dünnem Messing oder Kupferblech hergestellt sind, tritt noch die Einwirkung einer starken Oxydation hinzu, welche durch die hochgradige Erwärmung der Düsenköpfe noch gefördert wird, und die Haltbarkeit und Gebrauchsfähigkeit dieser Düsenköpfe ist infolgedessen keine besonders große.
Von diesen Übelständen ausgehend und dieselben möglichst vermeidend, ist der Grundgedanke des Schwert-Spirituskochers. Er arbeitet ohne Docht oder dochtähnliche Packung und stellt in der Erzeugung der Flamme einen Bunsen-Freibrenner dar, durch welchen in ganz eigenartiger Weise und ohne Düsen ein Gasluftgemisch erzeugt wird.



Die Abbildungen lassen erkennen, daß der Apparat in der Hauptsache aus einem soliden, aus Gusseisen hergestellten dreibeinigen Gestell besteht, das an dem einen Ende (links) einen Spiritusbehälter trägt, an dem sich ein Zifferblatt mit einstellbarem Zeiger befindet. Der Brenner bezw. der Kochapparat wird durch ein eigenartiges ringförmiges Rinnensystem gebildet, dessen mittelster Ring mit dem Spiritusbehälter durch ein Zuflußrohr verbunden ist. Mit Hilfe der Einstellvorrichtung am Spiritusbehälter hat man es nun ganz in der Hand, den Spirituszufluß je nach Bedarf einzustellen. Stellt man den Zeiger auf den ersten Teilstrich des Zifferblattes, so fließt aus dem Behälter nur so viel Spiritus in den Brenner, als man in dem mittelsten Ring verbrennen kann. Will man mit einer größeren Flamme kochen, so stellt man den Teilstrich am Ziffernblatt weiter, und der mehr zuströmende Spiritus fließt aus dem mittelsten Ring des Brenners durch vier Verbindungskanälchen in den zweiten weiteren Ring, auch diesen mit Spiritus füllend und so die Flamme vergrößernd. Auch in dieser Stellung fließt nicht mehr Spiritus zu, als zur Verbrennung mit zwei Ringen unbedingt nötig ist. Beim weiteren Öffnen des Zuflusses füllt sich auch der dritte äußere Brennring mit Spiritus und fließt hierbei überschüssiger Spiritus aus dem dritten Ring ab, so sammelt sich derselbe in einer Beckenrinne unter dem äußeren Kochherde, wo er mit verbrennen kann ohne überzufließen und Feuersgefahr herbeizuführen.
Die Brennringe sind durch zwei, in geringem Abstand übereinander angeordnete Ringe abgedeckt, welche mit Luftschlitzen versehen und gegeneinander so versetzt sind, daß die Schlitze des unteren Deckringes durch die vollen Segmente des oberen gedeckt werden und umgekehrt. Die Deckringe und der Brenner sind stabil miteinander verbunden, so daß eine Verschiebung der ersteren nicht eintreten kann. Man kann sie aus Fig. 452 an der helleren Schraffierung erkennen. Es brennt nun zunächst eine reine Spiritusflamme, durch die sich einerseits die Deckplatten erwärmen, und eine Vergasung des unter ihnen in der Rinne befindlichen Spiritus bewirkt; andererseits saugt aber auch die Spiritusflamme gierig Luft von außen an, die durch die Plattenschlitze in Schlangenwindungen in den Brenner eintritt, sich dort mit dem Spiritusgas vermischt und zur blauen Heizflamme entzündet. Wir sahen den Kocher in Betrieb und haben uns von der enormen Heizkraft desselben in natura überzeugt. Er weicht in Bezug auf die Luftzuführung und Mischung von der bisher gebräuchlichen Luftzuführung von unten ab. Die Flamme entwickelt sich nicht als ein aus Stichflamme bestehendes Flammenbild, sondern sie zeigt ein wirbelndes, intensiv blaues Flammengebilde, das sich, je nach der Einstellung, über die ganze Fläche des Brennringes verteilt.
Als besonderen Vorzug wird man die einfache Handhabung, große Heizwirkung, absolute Gefahrlosigkeit des Apparates und das Fehlen der sich schnell verstopfenden unpraktischen Düsen zu betrachten haben. Er arbeitet geruchfrei, das Geschirr bleibt in der Flamme vollständig rein, und da alle Brennerteile leicht zugänglich und aus widerstandsfähigem Material hergestellt sind, so sind auch Reparaturen nicht zu befürchten und ist seine Reinigung schnell und leicht ohne Schädigung des Apparates zu vollziehen. Wir sind überzeugt, daß der Kocher bei seinem verhältnismäßig zur Leistung billigen Preise von Bedeutung für jede Hauswirtschaft ist und für Händler mit Haus- und Küchengeräten einen lukrativen Bedarfsartikel bildet.

Ausgegraben von F.W. Hettler. Fürs Internet aufbereitet durch Jürgen Breidenstein, STUGA-CABAÑA, www.hytta.de. Dank an Torsten Scherning für den Tip.
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Die Rechtschreibung wurde nicht verändert, sie entspricht dem Stand der damaligen Zeit.


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